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AquAria Palaoa – Das Alter der Welt

(2011)
für Mezzosopran, Alt, Sprecher, zwei Chöre, Cornett, Violoncello, Tuba, Schlagzeug und CD-Zuspielung

Uraufführung  1. Mai 2011 – Stadtbad Neukölln – 22:00 Uhr

Komposition  Susanne Stelzenbach
Libretto  Monika Rinck
Idee   Claudia Herr

Schirmherrschaft Alice Ströver, Kulturpolitische Sprecherin der Fraktion der Grünen

Im Stadtbad Neukölln, einem der schönsten Jugendstilbäder Deutschlands, befindet sich eine Bühne, die bis zum Parkett mit Wasser gefüllt ist. Die Berliner Komponistin Susanne Stelzenbach integriert Klänge aus dem antarktischen Tiefeis, aufgezeichnet von der PALAOA-Horchstation, und Interviews mit den dort lebenden Wissenschaftlern in eine Musiktheater-Handlung, die angesichts einer urzeitlichen, menschenfeindlichen Umgebung die Frage aufwirft – findet sich die junge Menschheit wieder im Alter der Welt?

Besetzung

Junge Frau    Claudia Herr
Unterwassergesang   Claudia Herr
Junge Frau    Regina Jakobi
Schwertwal Schwermut   Anders Kamp

Alter Robbenchor   Gropius Chor
Junger Robbenchor   Ensemble AquAria_PALAOA

Regie     Holger Müller-Brandes
Bühne/Licht     Lars Reimers
Kostüme     Arianne Vitales Cardoso / Odile Hautemulle
Chöre     Bettina Schmidt
Instrumentalensemble   Trompete – Andreas Nordeim, Tuba – Janni Struznyk,
(über und unter Wasser)  Cello – Ehrengard von Gemmingen,  Schlagwerk – Kace Kaufmann

Inhalt

Das Wasser ist älter als das Leben. Man schätzt das Alter des Wassers auf der Erde auf 4,4 Milliarden Jahre. Die Vereisung der Antarktis begann vor mehr als 30 Millionen Jahren. Das älteste uns bekannte Gletschereis ist etwa 900.000 Jahre alt.

Die Klänge des Eises, die Gesänge der Wedellrobben – Hydrophonaufnahmen der antarktischen PALAOA- Horchstation des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung, 100 Meter unter dem antarktischen Schelfeis – sie kommen zu Gehör als musikalische Nachricht aus einermenschenfeindlichen Umwelt. Per Telefon zugeschaltet berichten die Wissenschaftler, was sie tagtäglich im Eis erforschen.

Die märchenhafte Handlung der Oper rankt sich zunächst um die alten und jungen Robben, die singend kommunizieren, auf diese Weise ihr Überleben sichern, das Freihalten von notwendigen Luftlöchern organisieren. Sie beleben die feindliche Gegend. Eine junge und eine alte Frau dagegen sind auf der Suche – sie erschrecken vor dem Uralter des Eises und des Wassers angesichts der Tatsache, dass das menschliche Leben unweigerlich befristet ist. Sie sehnen sich nach dem Wasser des Lebens, dem Elixier der Verjüngung. Sie verachten die unscheinbaren Robben und suchen Erfüllung in Eros und Liebe. Sie versuchen, den zynischen Schwertwal Schwermut durch ihre Reize zu binden. Ihre Hoffnung führt in eine neue Welt hinein, in die Welt unter Wasser. Sie ist kalt aber unberührt von menschlichem Einfluss.

In der Komposition der Unterwasseroper kommen zwei Strategien zum Tragen, um sich der Frage nach dem Ort, auf dem wir uns als Menschen befinden, zu nähern. Beide werden gleichberechtigt parallelisiert. Die Wissenschaft sucht Antworten mittels physikalischer Messungen, durch große Hydrophone im Schelfeis, durch technischen Aufwand in lebensfeindlicher Umgebung. Die Musik der Opernhandlung schärft unser Ohr für die Regungen der menschlichen Sehnsüchte, die das Potenzial von Harmonie oder Zerstörung in sich bergen. Dem Zuschauer wird es überlassen, sich zu positionieren – Findet sich die junge Menschheit wieder im Alter der Welt?